Emotionsregulation
Emotionsregulation

Emotionsregulation

Eine wichtige Entwicklungsaufgabe im Kindes- und Jugendalter ist der angemessene Umgang mit Emotionen und Gefühlen. Kinder lernen in dieser Zeit Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert zu sein und sich nicht von Emotionswellen passiv überfluten zu lassen, sondern sie gezielt zu steuern und nutzen. Die Gefühlswelt, der Zugang zu ihr und ihr Ausdruck ist individuell ausgeprägt und auch kulturell unterschiedlich.  Jedes Kind entwickelt durch seine Persönlichkeit und seine individuellen Erfahrungen eigene Methoden, um Gefühle und Emotionen zu regulieren. Begleitend können Eltern und andere Bezugspersonen Kindern wichtige Tipps und Unterstützung geben, um sich ein vielfältiges Handlungsrepertoire zu erschaffen. Die hier vorgestellte Methode ist einer dieser bunten Mosaiksteine, die Kindern lehrt ihre innere Bilderwelt zur Regulierung von Emotionen und Empfindungen ressourcenorientiert zu nutzen. 

Um mentale Bilder konstruktiv zur Emotionsregulation verwenden zu können, brauchen Kinder zuerst eine gute Selbstbeobachtung. Sie müssen wahrnehmen, was in ihrem Körper geschieht und ihre Körpersignale erkennen, interpretieren und sie Emotionen oder Gefühlen zuordnen können. Wenn Kindern dies gelingt, haben sie schon eine solide Grundlage für Veränderungsprozesse erschaffen. Danach können gewünschte Empfindungen oder Emotionen bewusst mit Hilfe von bestimmten eingeübten Wahrnehmungsmustern aktiviert werden. Dazu kann man z.B. die gewünschten Empfindungen in Symbolen verankern, die später das Ressourcengefühl gezielt auslösen können ¹. Die Übungen Körperumriss und Gefühlsrad haben zum Ziel, Kindern zu lehren positive Gefühle, wie z.B. Freude, Begeisterung oder Mut bewusst durch kontrollierte Vorstellung zu aktivieren. Dazu müssen Kinder diese positiven Gefühle zuerst im Sinne eines Body-Scans offen und wohlwollend auf der Körperebene explorieren² und so konkret und realistisch als möglich in Sinnesempfindungen, wie Farben, Klang, kinästhetische Empfindungen etc. übersetzen. Es können alle Sinneskanäle für diesen Prozess genutzt werden. Wenn Gefühle in klare Sinneswahrnehmungen übersetzt werden können, können sie durch die Erinnerung an eine dieser Wahrnehmungen leicht wieder aktiviert werden. Z.B. kann ein Kind, das bei Freude ein starkes Kribbeln im Bauch fühlt, sich mit der Vorstellung an dieses Bauchgefühl wieder in einen freudigen Zustand versetzen. Wenn das Kind dieses Kribbeln wie einen Schwarm farbiger Schmetterlinge im Bauch visualisiert, kann es sich auch einen bunten Schmetterling vorstellen, um das Gefühl der Freude wieder zu spüren (oder vielleicht klingt die Freude wie eine Vielzahl japanischer Glöckchen, vielleicht ist sie frisch wie sprudelndes Quellwasser etc.). Die passenden Sinneswahrnehmungen erfüllen somit eine Brückenfunktion zum gewünschten Gefühl.

Hier können Sie das Übungsheft in pdf Form geratis herunterladen:  Emotionsregulation

1 Signer-Fischer, S., Gysin, T., & Stein, U. (2011). Der kleine Lederbeutel mit allem drin: Hypnose mit Kindern und Jugendlichen. Heidelberg: Carl-Auer. 

2 Kabat-Zinn, J. (2005). Coming to our Senses: Healing Ourselves and the World Through Mindfulness. New York: Hyperion.  

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