Monster, bedrohliche oder unangenehme Gefühle
In der Arbeit mit Gefühlen wollen manchmal Kinder unangenehme Empfindungen gar nicht beobachten. Speziell schmerzhafte oder angstauslösende Emotionen sind für Kinder schwierig zu beschreiben oder in manchen Fällen ist das Aussprechen der Angst sogar ganz unmöglich. Die Übung: «Meine Monsterwelt» gibt einen lockeren und humorvollen Rahmen, um sich negativen Gefühlen anzunähern, ohne darüber sprechen zu müssen. Kinder beginnen leicht unangenehme Gefühle in Monster zu übersetzen und zu zeichnen. Nach der ersten Scheu, die Ängste so real und nah auf einem Papier zu haben, lassen sich Kinder meist begeistert auf das Spiel ein und erfinden ihre eigene Monsterwelt. Durch diese Übung werden unfassbare und somit als unermesslich empfundene Ängste plötzlich fass-, form- und somit veränderbar. Egal wie schrecklich ein Monster aussieht, vom Moment an, wo eine Angst (oder ein anderes unangenehmes Gefühl) visualisierbar wird, verliert es seine unsichtbare Omnipotenz und bekommt eine angreifbare Oberfläche. Kinder können sich in weiteren Schritten vorstellen, wie die Monster heissen, wie man welches Monster am besten bekämpft oder an welchen Orten die Monster vielleicht ganz friedlich leben könnten etc. Einerseits gibt dieses Spiel Auskunft über die Natur der unangenehmen Gefühle ¹ und andererseits inspiriert es Kinder, wie sie in Zukunft in der Vorstellung mit unangenehmen Gefühlen umgehen können (z.B. Monster in ihre Grenzen zurückweisen, mit ihnen kämpfen oder sie an den richtigen Monsterplatz führen). Die imaginäre Arbeit gibt Kindern aktive Handlungsmöglichkeiten, um aus dem Gefühl der Hilflosigkeit und Lähmung herauszufinden. Zusätzlich wirken die mentalen Bilder auf der Körperebene und können (je nach Bild) physiologische Prozesse harmonisieren ². Kinder erleben sich somit als selbstbestimmt und wirksam.
Hier können Sie das Übungsheft in pdf Format gratis herunterladen Meine Monsterwelt
1 Hartmann-Kottek, L., & Strumpfel, U. (2012). Gestalttherapie: Lehrbuch. Berlin: Springer.
2 Revenstorf, D. (2015). Trance und die Ziele und Wirkungen der Hypnotherapie. In Revenstorf, D. & Peter, B. (Hrsg.), Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin (S. 13-31). Berlin: Springer.